In diesem dreiteiligen Exkurs zum Thema „Kontrollverlust“ schauen wir zusammen auf einige Hintergründe für die Verknüpfung von Hypnose und Kontrollverlust.
Diese Frage wird oft von meinen Klienten und von Teilnehmern meiner Hypnose-Ausbildungsseminare gestellt: „Verliere ich in Hypnose die Kontrolle über mich?“ Es scheint – wie allgemein bei diesem Thema – eine Faszination zu geben, die mit dem Thema Macht zu tun hat, auf einer anderen Seite aber auch damit, was passiert, wenn man die Kontrolle über sich selbst vermeintlich abgibt. Das fasziniert und beängstigt gleichzeitig, je nach Charakterstruktur des Einzelnen.
Wie kann dieser Eindruck entstehen?
Dieser Eindruck entsteht aus der Historie der Hypnose heraus und der damit verbundenen öffentlichen Wahrnehmung.
Trance und Hypnose sind schon sehr lange Begleiter der menschlichen Kultur- und Religionsgeschichte, nur wurden oder werden sie anders genannt. Darauf möchte ich hier aber nicht näher eingehen. Interessant ist, dass man die Spuren dieser Begleitung auch in alltäglichen Situationen findet. Das ist im deutschen Sprachraum nicht so deutlich. Schauen wir dazu nach England und in die USA.
Die Verben „to hypnotize“ und „to mesmerize“ werden im englischen Sprachraum alltäglich benutzt. Man könnte sie mit „jemanden in seinen Bann ziehen“ Übersetzen, das hat aber nach meinem Sprachgefühl keine außergewöhnliche, mystische Bedeutung. Das Verb „mesmerize“ bezieht sich auf Franz Anton Mesmer, der von 1735 bis 1815 gelebt hat und sich eigentlich gar nicht im engeren Sinne mit Hypnose beschäftigt hat. Sein „Animalischer Magnetismus“ hat eher etwas mit Energiearbeit im weitesten Sinne zu tun gehabt. Allerdings wurden diese Figur und die Energiearbeit dahinter sehr viel später in den Zwanziger- und Dreißigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts in den USA zu einem Vorläufer der Spielfilmvampire umgedeutet, die mittels bloßen Blicks und durch das Aussenden von Strahlen oder Energie ihre Opfer gefügig machen konnten, natürlich auch in Zusammenhang mit telepathischen Suggestionen.
Dem Phänomen auf der Spur
Parallel wurde aber auch in dieser Zeit in anglikanischen Wissenschaftskreisen ernsthaft an dem Phänomen „Hypnose“ geforscht. Zu Hypnose fanden in den Vierziger- und Fünfzigerjahren an einigen Universitäten in den USA offizielle Vorlesungen in der Medizinausbildung statt.
Auch heutzutage haben Filmvampire die Fähigkeit zu hypnotisieren und dies ist tief in das Bewusstsein der Zuschauer eingedrungen.
Showhypnose
Auf der anderen Seite greift die Showhypnose heute gerade dieses Thema auf und zeigt in Shows, wie man als Hypnotiseur die vermeintliche Kontrolle über andere erlangt und diese Freiwilligen zur Unterhaltung des Publikums allerhand interessante Dinge erleben und tun lässt. Weiterhin wird Hypnose in der Öffentlichkeit als die „letzte Möglichkeit“ betrachtet, um etwas zu verändern oder zu lösen. Wenn nichts mehr hilft, dann hilft Hypnose. So scheint es zu heißen. Also wird eben der Hypnose eine große Macht zugesprochen, auch gegen den Willen des Klienten etwas zu verändern, um dann endlich das gewünschte Ziel zu erreichen. Es scheint eine verbreitete Ansicht zu sein, dass man mittels Hypnose einfach etwas ganz direkt in das Gehirn des Hypnotisierten eingibt und dann damit alles gut ist. Die Hypnose hat also ein Bild von höchster Wirksamkeit.
Aber wie ist es wirklich? Teil 2 folgt.