Heute würden wir sagen, dass er so etwas wie eine Energiearbeit an den Patienten vorgenommen hat, während die Behandelten in einen Trancezustand gingen. Möglicherweise eine Energiearbeit wie Reiki oder Prana-Heilung, aus heutiger Sicht. Dies wurde aus der Sicht der messmerschen Theorie „Magnetischer Schlaf“ genannt. Die Idee des „Magnetischen Schlafes“ wurde weiter verfolgt bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein. Es wurden Operationen im „Magnetischen Schlaf“ vorgenommen.
James Braid und Pfarrer Gassner
Dies wurde „Messmersche Anästhesie“ genannt. Der Arzt James Braid, der mit den „magnetischen“ Phänomenen arbeitete, fasste diese zum ersten Mal als „Hypnotismus“ zusammen. Noch deutlicher wurde Hypnose und Trance von einem Zeitgenossen Messmers, dem Pfarrer Gassner, angewandt.
Gassner war u.a. Exorzist und mit den Mitteln der Suggestion konnte Pfarrer Gassner den Teufel und Dämonen vertreiben. Pfarrer Gassner konnte Symptome bei „Besessenen“ erzeugen und genauso diese Symptome wieder verschwinden lassen. Durch diese Fähigkeit konnte er bei Anwesenden, aber auch bei Patienten selber eine große Wirkung erzielen. Gassner behandelt aber nicht nur „unnatürliche“, bzw. „dämonische“ Erkrankungen, wie aus heutiger Sicht psychische Erkrankungen mit starken psychotischen Symptomen genannt wurden, sondern auch „natürlich“ Erkrankungen. Gassner war auch der erste der seinen Patienten so etwas wie Selbsthypnose beibrachte. Er gab den Behandelten auch Hausaufgaben auf. Diese bestanden aus Selbstsuggestionen, die die Erkrankten in regelmäßigen Abständen sich selber sagen oder selber denken sollten. Herausragend an der Arbeit von Pfarrer Gassner war allerdings die Anwendung einer dritten Instanz in seiner Arbeit. Dies war in seiner Arbeit „Gott“. Über diese dritte Instanz sprach er mit und zu den Patienten. Das kann man sich vielleicht so vorstellen: „Gott befiehlt dir, dass…“ oder „Gott kann dir helfen, dass…“. Die moderne Hypnosetherapie kennt ebenfalls eine dritte Instanz, die eigentlich immer in einer Hypnose aktiviert wird: das Unbewusste. Mitte des 19. Jahrhunderts stoßen wir dann auf Mentalmagier die Hypnose in ihren Vorführungen praktizierten.
Hypnose im Variete
Zum Beispiel Carl Hansen und Erik Jan Hanussen. Beide Künstler genossen ein großes öffentliches Interesse. Hypnose fand in dieser Zeit auch wieder Beachtung in der Medizin. Kein Geringerer als Sigmund Freud beschäftigte sich mit Hypnose.
Sigmund Freud war einer der erste deutschen Hypnose-Anwender
Freud wandte als Psychiater seiner Zeit Elektrotherapie, Hydrotherapie (Bäder) und auch Hypnose an. Diese erlernte er in Frankreich von Jean-Martin Charcot und Hippolyte Bernheim. Freud war einer der ersten „Hypnotismusforscher“ in Deutschland und übersetzte Vorlesungen und ein Buch über Suggestionen und Hypnose ins Deutsche. Freud erlernte die direktiven Suggestionen in der Hypnose, so wie es damals zeitgemäß war. Den Widerstand der Patienten gegen diesen direktiven Stil frustrierte Freud auf der einen Seite, auf der anderen Seite erhielt er so die Inspiration den psychoanalytischen Prozess der „Verdrängung“ zu ersinnen. 1896 gab er Hypnose zu Gunsten seiner eigenen Therapieform „Psychoanalyse“ auf. Sinngemäß würde die Hypnose, so Freud, das psychodynamische Kräftespiel verdecken. Durch seine Popularität und seiner Abkehr von Hypnose verschwand die Hypnosetherapie aus der Aufmerksamkeit von Ärzten und Psychiatern. In den U.S.A. stand allerdings schon ein anderer Mann bereit, um die Hypnose wieder in der Medizin und Psychotherapie populär zu machen. Er ist der Vater der modernen klinischen Hypnose und soll hier etwas ausführlicher vorgestellt werden: Milton H. Erickson.